Urbaner Logistischer Wirtschaftsverkehr

© Steffen Raiber & Oliver Teiml, Universität Stuttgart

Das Projekt

Die Belieferung von Unternehmen und Privathaushalten mit Waren und Gütern in Ballungsräumen gestaltet sich zunehmend schwieriger. Die durch den zunehmenden Urbanisierungsgrad steigende Anzahl an potentiellen Empfängern in dichten Innenstadtgebieten, der steigende Anteil von E-Commerce am Einzelhandelsaufkommen und die daraus resultierende „Atomisierung der Sendungen“, also immer kleinteiligere Sendungen an immer mehr  unterschiedliche Empfänger, sind nur einige Faktoren die dafür sprechen, dass der Bedarf nach innovativen, nachhaltigen Lösungen für die umweltfreundliche Belieferung des urbanen Raums steigt, um langfristig eine hohe Lebensqualität in Städten zu gewährleisten.

Welchen Beitrag kann Elektromobilität in diesem Zusammenhang leisten?
Der hohe Anteil an Stop-and-go-Verkehren, fest definierte Haltepunkte und Routen sowie geringe Entfernungen sprechen dafür, dass die Belieferung von Innenstädten ein ideales Anwendungsfeld für Elektromobilität darstellt.

Unter wissenschaftlicher Leitung des Fraunhofer IAO kooperieren in dem Schaufensterprojekt „Urbaner Logistischer Wirtschaftsverkehr“ deshalb die drei  großen Paketdienstleister Deutsche Post DHL, DPD und UPS um die sich aus einer Elektrifizierung des innerstädtischen Lieferverkehrs ergebenden Potentiale in drei Städten Baden-Württembergs zu untersuchen. Dabei setzen die Unternehmen bei Flottenversuchen in Stuttgart, Karlsruhe und Ludwigsburg unterschiedliche, elektrisch angetriebene, Lieferfahrzeuge ein, um diese unter realen Bedingungen in der alltäglichen Business-to-Business- und Business-to-Customer-Belieferung zu erproben.

Ziele

Ziel des Projekts ist die Durchführung eines praxisnahen Feldversuchs, bei dem der Einsatz elektrischer Transporter im innerstädtischen Lieferverkehr im Rahmen unterschiedlicher Logistikkonzeptionen umfassend untersucht und evaluiert wird.

Dabei soll aus wissenschaftlicher Sicht geklärt werden, unter welchen Bedingungen und bei welcher Nutzung der Einsatz elektrifizierter Lieferfahrzeuge schon mit heutiger Technik wirtschaftlich attraktiv sein kann. Die Ableitung optimierter Einsatzstrategien hinsichtlich Beladung, Routenführung und Anbindung an weitere Verkehrsträger der Lieferkette sollen dabei ebenso betrachtet werden wie die technischen Anforderungen an Fahrzeuge und Ladeinfrastrukturen. Neben dem Aufbau intelligenter Ladeinfrastruktur an Verteilerzentren soll auch betrachtet werden, ob Logistikkonzeptionen sinnvoll durch innerstädtische Logistik-Hubs oder Paketdepots ergänzt werden können.

Es sollen zudem die  Anforderungen an elektrische Lieferfahrzeuge, wie Zuladung, Laderaum oder Reichweite, ermittelt werden, welche in Zukunft als Ausgangsbasis für die  Entwicklung einsatzoptimierter Elektrotransporter herangezogen werden können. Außer diesen primär für Logistikbetreiber und Fahrzeughersteller interessanten Ergebnissen sollen insbesondere auch Handlungsempfehlungen an Kommunen formuliert werden, die beschreiben, wie der Einsatz elektrischer Lieferfahrzeuge durch Anreiz- oder Regulierungsmaßnahmen aktiv gefördert werden kann.

Vorgehen

In einem ersten Schritt werden in dem Projekt insgesamt 25 elektrische Lieferfahrzeuge beschafft und in die bestehenden Flotten der drei Paketdienstleister integriert. Die Auswahl der Fahrzeuge geschieht hierbei  auf Basis der aktuellen Verfügbarkeit von elektrischen Lieferfahrzeugen und den jeweiligen Anforderungen der einzelnen Unternehmen an die Fahrzeuge hinsichtlich Volumen und Nutzlast.

Parallel dazu wird in den stadtnahen Depots die benötigte Ladeinfrastruktur installiert, wobei im Projekt sowohl die Aufladung in den Depots als auch im Freien erprobt werden soll.

Nachdem die Fahrzeuge erfolgreich in den alltäglichen Flottenbetrieb integriert sind, werden in enger Abstimmung mit den drei Logistikunternehmen die Einflussfaktoren für den wirtschaftlichen Betrieb der elektrischen Lieferfahrzeuge ermittelt und  die entsprechend benötigten Daten definiert. Aus den Einflussfaktoren soll zudem ein Tool entwickelt werden, mit dem auch andere Logistikunternehmen schnell und mit geringem Aufwand prüfen können, ob der Einsatz elektrischer Lieferfahrzeuge in ihren Flotten im Vergleich zu herkömmlich angetrieben Fahrzeugen wirtschaftlich ist oder ob, im Idealfall, sogar Kosten eingespart werden können.

Außerdem sollen Interviews mit den Kurierfahrern der drei Unternehmen zu ihren Erfahrungen mit den im Projekt eingesetzten Fahrzeugtypen durchgeführt werden, um die gemachten Erkenntnisse in die Entwicklung neuer Fahrzeugkonzepte einfließen lassen zu können.

Neben den Flottenversuchen werden in dem Projekt gemeinsame Workshops zwischen den beteiligten Städten und den Logistikdienstleistern durchgeführt, um gemeinsam Lösungen zur Verbesserung der innerstädtischen Anliefersituation zu erarbeiten und zu diskutieren, wie echte  Anreizmaßnahmen für die Nutzung elektrisch angetriebener Lieferfahrzeuge aussehen müssen, von denen sowohl die Stadt selbst als auch die Logistikdienstleister langfristig profitieren können.

Schaufenster Elektromobilität »LivingLab BWe mobil«

Die Bundesregierung hat im April 2012 vier Regionen in Deutschland als »Schaufenster Elektromobilität« ausgewählt und fördert hier auf Beschluss des Deutschen Bundestags die Forschung und Entwicklung von alternativen Antrieben. Insgesamt stellt der Bund für das Schaufensterprogramm Fördermittel in Höhe von 180 Millionen Euro bereit. In den groß angelegten regionalen Demonstrations- und Pilotvorhaben wird Elektromobilität an der Schnittstelle von Energiesystem, Fahrzeug und Verkehrssystem erprobt.

Im baden-württembergischen Schaufenster LivingLab BWe mobil erforschen mehr als 100 Partner aus Wirtschaft, Wissenschaft und öffentlicher Hand Elektromobilität in der Praxis und werden dabei zusätzlich vom Land Baden-Württemberg und von der Region Stuttgart in hohem Maße durch eigene Fördermittel unterstützt. Die rund 40 Projekte konzentrieren sich mit ihren Aktivitäten auf die Region Stuttgart und die Stadt Karlsruhe und sorgen auch international für eine große Sichtbarkeit. Das LivingLab BWe mobil steht für einen systemischen Ansatz mit ineinandergreifenden Projekten, die Elektromobilität vom E-Bike über den E-PKW bis hin zum elektrischen Transporter und Plug-in-Linienbussen für jedermann erfahrbar machen. Die Projekte adressieren Fragestellungen zu Intermodalität, Flotten und gewerblichen Verkehren, Infrastruktur und Energie, Wohnen und Elektromobilität, Stadt- und Verkehrsplanung, Fahrzeugtechnologie, Kommunikation und Partizipation sowie Ausbildung und Qualifizierung. Koordiniert wird das LivingLab BWe mobil durch die Landesagentur für Elektromobilität und Brennstoffzellentechnologie e-mobil BW GmbH und die Wirtschaftsförderung Region Stuttgart GmbH (WRS).

Weitere Informationen unter www.schaufenster-elektromobilitaet.org. Informationen zum LivingLab BWe mobil unter www.livinglab-bwe.de.

Unsere Partner im Projekt

Projektpartner

  • UPS Deutschland Inc. & Co. OHG
  • Deutsche Post DHL
  • DPD Dynamic Parcel Distribution GmbH & Co. KG
  • Fraunhofer IAO

Assoziierte Partner

  • Stadt Stuttgart
  • Stadt Karlsruhe
  • Stadt Ludwigsburg
  • Daimler AG