Co-Creation Prozesse in der Stadtentwicklung

Mit dem Trend der Digitalisierung hat der Konsens, dass urbane Lösungen als gesamtgesellschaftliche Aufgabe gemeinschaftlich zu konzipieren und zu entwickeln sind, zunehmende Relevanz erlangt. Neben einer Vielzahl an Governance-Formaten, die hier ansetzen, ermöglichen digitale Werkzeuge Optionen der Integration lokaler Akteure in stadtentwicklungsrelevante Entscheidungs- und Umsetzungsprozesse. Wie aber sehen entsprechende Formate aus? Und wie wird sichergestellt, dass die Impulse einer heterogenen Akteurslandschaft gleichermaßen beachtet werden? Diesen Fragen geht das Fraunhofer IAO zusammen mit der Stadt Ludwigsburg im Rahmen des Wettbewerbs Zukunftsstadt nach und pilotiert Co-Creation Prozesse an der Schnittstelle von Analog und Digital in der Stadtentwicklung.

360°-Aufnahme von der Eröffnung des Stadtlabors in Ludwigsburg, © Fraunhofer IAO 

 

Erprobung neuer Urban Governance Formate

Die Stadt Ludwigsburg nimmt in Baden-Württemberg eine Vorreiterrolle im Bereich der nachhaltigen und integrierten Stadtentwicklung ein. Die Digitalisierung des Stadtraums spielt dabei eine ebenso wichtige Rolle wie die Beteiligung unterschiedlicher Stakeholder an Stadtentwicklungsprozessen. Vor dem Hintergrund der Zukunftsvision 2030+ finden in diesem Rahmen drei aufeinander aufbauende Veranstaltungen während der zweiten Projektphase statt, sogenannte Makathons.

 

Ludwigsburgs erster Makeathon

Der Begriff Makathon ist ein Wortgebilde aus dem Englischen »make« (machen) und »Marathon« und beschreibt einen Prozess, bei der in kürzester Zeit kreative Ideen von inter- und transdisziplinären Teilnehmern entwickelt und umgesetzt werden. Bei dem ersten Makathon  am  10. und 11. Juli 2017, wurde eine ehemalige Werkshalle zu einem sogenannten »Stadtlabor« transformiert. Es soll als Impulsgeber und Werkstattraum für Co-Creation in der zukünftigen Stadtentwicklung dienen. Während sich der erste Makathon auf die Gestaltung des Raums bezog, stehen bei der zweiten und dritten Veranstaltung das direkte Umfeld des Stadtlabors sowie das Quartier im Fokus.
Um gemäß urbaner Herausforderungen neue Lösungen zu entwickeln, ist nach dem Co-Creation-Ansatz die Zusammenarbeit von transdisziplinären Akteuren maßgeblich, die gemeinsam Herausforderungen in einem »Prozess des Schaffens« adressieren.
Damit in dem 15-stündigen offenen Innovationsprozess zielgerichtet Lösungen entwickelt werden, ist der Ablauf der Makathons in verschiedene Phasen von Ideenentwicklung über Konzeption bis hin zu (protoypischen) Umsetzung vorstrukturiert. Eine Vielzahl an digitalen und analogen Materialien sowie Werkzeugen ermöglicht den Kreativitäts- und Schaffensprozess.

 

Co-Creation an der Schnittstelle von Digital und Analog

Um die digitale Ebene der Stadtentwicklung zu adressieren, ist das Makathon-Format durch die Integration von Augmented und Virtual Reality mit ihren vielfältigen Einsatzmöglichkeiten erweitert. Sie kommt als prozessbegleitendes Mittel zur Prototypenentwicklung und -erprobung sowie als Werkzeug zur Entwurfsdarstellung im gebauten Stadtraum zum Einsatz.

 

Augmented und Virtual Reality im Stadtraum

Mit Hilfe von Augmented Reality-Darstellungen kann beispielsweise ein digitaler Stadtspaziergang realisiert werden. Hierbei werden Ideen und Gestaltungsvorschläge aus dem Makathon in den tatsächlichen Stadtraum integriert und visualisiert, um deren Eignung und Potential in der realen Umgebung zu evaluieren. Neben Visualisierungen können im Makathon analoge Prototypen entstehen. Beispielsweise temporäre bauliche Interventionen auf Parkflächen oder sogenannte Pop-Up-Möbel für öffentliche Plätze, die wiederum um digitale Zusatzinformationen ergänzt werden können. Virtual Reality hingegen beschreibt die interaktive Darstellung und Wahrnehmung einer computergenerierten Wirklichkeit in Echtzeit. Durch sie können zum Beispiel 360° Kameraaufnahmen mit einem geeigneten Ausgabegerät (z.B. Head-Mounted-Display) für Nutzer erlebbar gemacht und mit zusätzlichen Inhalten angereichert werden, ohne dass diese sich am Aufnahmeort befinden müssen.