Mobilität neu denken - Entwicklung eines ganzheitlichen Konzepts für ein betriebliches Mobilitätsmanagement

Ausgangssituation und Projektziel

MSD Sharp & Dohme mit Sitz in Haar bei München ist Teil des internationalen Pharmaunternehmens MSD. Das Unternehmen ist stark vertriebsgetrieben, die firmeneigene Flotte umfasst rund 900 Fahrzeuge. Um das Thema zukünftige Mobilität ganzheitlich zu denken und in die Unternehmenskultur zu integrieren, hat das Pharmaunternehmen MSD Sharp & Dohme frühzeitig das Potential eines ganzheitlichen, betrieblichen Mobilitätsmanagements identifiziert. Im Rahmen des Projekts »Mobilität neu denken« wurde vom Fraunhofer IAO in einem co-kreativen Prozess mit dem Auftraggeber ein stark auf die Bedürfnisse der Mitarbeiter und Kunden ausgerichtetes Mobilitätskonzept für das Unternehmen entwickelt. Damit verfolgte das Projekt das Ziel, einen gesellschaftlicher Beitrag zur Emissionsminderung im Verkehr und damit zum Klimaschutz zu leisten, sowie gleichzeitig die Wettbewerbsfähigkeit und Arbeitgeberattraktivität von MSD zu steigern.

Lösungsansatz und Forschungsbeitrag

Im Rahmen der Projektbearbeitung wurde das übergeordnete Ziel, die Entwicklung eines ganzheitlichen, betrieblichen Mobilitätsmanagements, in vier Handlungsfelder aufgeschlüsselt:

  • Weiterentwicklung der Dienstwagenflotte unter Berücksichtigung einer Flottenelektrifizierung sowie notwendiger Lade- und Energieinfrastrukturen
  • Verbesserung der Mitarbeitermobilität und Schaffung bedarfsgerechter (Pendler-)Angebote
  • Optimierung von Dienst- und Geschäftsreisen unter Berücksichtigung neuer Arbeits- und Meetingformen
  • Optimierung von Kundenveranstaltungen unter Berücksichtigung des Standortes und der Mobilitätsangebote vor Ort

Zur Entwicklung eines wirtschaftlich tragfähigen, zukunftsfähigen und mitarbeiterorientierten Mobilitätskonzepts für MSD Sharp & Dohme, erfolgte die Lösungsentwicklung entlang der folgenden Schritte:

1.    Datenerhebung: Zur vollständigen Erfassung der unternehmensweiten Mobilitätsdaten wurden Mitarbeiterbefragungen durchgeführt und Daten zu Dienstreisen, bestehender Mobilitäts- und Ladeinfrastruktur sowie weiteren Standortmerkmalen erhoben.

2.    Datenanalyse: Auf Basis der Mitarbeiterbefragung wurde mittels einer deskriptive Analyse der Mitarbeiter-Mobilitätsbedarfe eine Bewertung der technischen, ökologischen und ökonomischen Potentiale durchgeführt. Zusätzlich erfolgte eine Simulation sowie eine ökonomische und ökologische Bewertung der existierenden Fuhrparkflotte (TCO-Analyse auf Basis von Fahrprofilen und verfügbaren Antriebstechnologien), statistische (monatsbasierte) Analyse von Dienstreisedaten und dienstlichen Reiseabfolgen von Mitarbeitern.

3.    Maßnahmenentwicklung: Auf Grundlage der Datenanalyse wurden mögliche Ausgestaltungs­varianten (Szenarien) und entsprechenden Maßnahmen in den einzelnen Aktionsfeldern erarbeitet. Im Aktionsfeld »Fuhrpark« wurden mithilfe eines Simulationsmodells des Fraunhofer IAO unterschiedliche Ausgestaltungsvarianten der Fahrzeugflotte (Szenarien »maximaler Elektrifizierungsgrad«, »wirtschaftlichste Elektrifizierung«, »Best Case Elektrifizierung für den Auftraggeber«) modelliert. Auch für die weiteren Aktionsfelder wurden basierend auf einem Best Practice Screening unterschiedliche Szenarien beschrieben und jeweils konkrete Maßnahmen konzipiert.

4.    Maßnahmenbewertung und Ableitung von unternehmensweiten Mobilitätszielen: Hierfür wurden gemeinsam mit dem Auftraggeber konkrete Zieldimensionen definiert und entsprechende Bewertungsfaktoren abgeleitet, bspw. zur Bewertung der betriebs­wirtschaftlichen Einordnung (u.a. Umsetzbarkeit), der ökologischen Auswirkungen oder des Einflusses auf die Arbeitgeberattraktivität. Entsprechend der gewichteten Bewertung wurde anschließend eine Gesamtstrategie für das betriebliche Mobilitätsmanagement entworfen.

Das Fraunhofer IAO und MSD Sharp & Dome haben in diesem Projekt gezeigt, dass sich nachhaltige Mobilität, Wirtschaftlichkeit und Arbeitgeberattraktivität nicht ausschließen müssen, und zentrale Stellhebel hierzu in der ganzheitlichen, strategischen Ausrichtung der Unternehmensmobilität, der Erprobung von innovativen Konzepten sowie in der frühzeitigen Einbindung der Mitarbeitenden liegen.